Im Falle einer Gaskrise plant die Bundesnetzagentur keine konkrete Reihenfolge bei der Abschaltung von Industriefirmen. Im Einzelfall soll je nach Lage entschieden werden.
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat am Morgen die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas der Bundesregierung ausgerufen. Die Vorbereitungen auf eine mögliche Gasmangellage laufen seitdem auf Hochtouren, da mittlerweile eine Notfallstufe, in der der Staat einige Akteure vom Gas abkoppelt, nicht mehr völlig ausgeschlossen werden kann.
Vor Berlin hatten, angesichts der russischen Drohungen, bereits Italien am 26. Februar und Lettland am 9.März die erste Warnstufe der Gasnotfallpläne aktiviert.
Sowohl die Regierung, als auch die Bundesnetzagentur beschwichtigen immer wieder, der Schritt sei nur eine Vorsichtsmaßnahme, die deutsche Gasversorgung sei sicher, es gebe keine Engpässe. Allerdings signalisiert diese Stufe 1 eine ernste Lage, denn die zugrundeliegende Einschätzung muss so handfest sein, dass die Zuspitzung „wahrscheinlich“ ist und dass sie zu einer „erheblichen“ Einschränkung der Gaslieferungen führt. Daran anschließend könnte die Ausrufung des „Alarms“ und des „Notfalls“ folgen. Sollte diese dritte Stufe tatsächlich eingeleitet werden, übernimmt die Bundesnetzagentur die Rolle des sogenannten Bundeslastverteilers und kann dann selbst über das Gas bestimmen.
Der Bundesverband der Elektrizitäts- und der Wasserwirtschaft (BDEW) hatte heute konkrete Vorbereitungen auf die Notfallstufe gefordert. Auch die Firmen selbst pochen auf die Festlegung einer Reihenfolge. Die Bundesnetzagentur erarbeitet nach eigenen Angaben derzeit an Kriterien, die für eine Gesamtabwägung herangezogen werden können.
Unter einem besonderen gesetzlichen Schutz unterliegen Haushalte und soziale Einrichtungen (z.B. Krankenhäuser oder Gaskraftwerke, die für die Stromerzeugung erforderlich sind). Diese werden vorrangig versorgt. Als nicht geschützte Kunden gelten einige Industrieunternehmen. Bei der Erwägung zur Abschaltung gelten beispielsweise die Möglichkeiten zur Umstellung auf einen alternativen Brennstoff, oder die Systemrelevanz der jeweiligen Branche.
Die Bundesnetzagentur tauscht sich aus diesem Grund intensiv mit der Industrie und der Energiewirtschaft aus, da die Maßnahmen frühzeitig angezeigt werden müssen. Sie betont, dass eine Einsparung von Gas und die Füllung der Speicherreserven besonders wichtig seien und bittet Verbraucher und Industrie freiwillig den Gasverbrauch zu reduzieren um drohende einschneidende Maßnahmen zu verhindern. Jede Kilowattstunde Gas, die heute nicht verbraucht wird, könnte im kommenden Winter helfen.