News

Gemeinsame Energiekooperation bei Erneuerbaren zwischen Deutschland und Brasilien

Brasilien verfügt aufgrund guter klimatischer und geographischer Voraussetzungen über enorme Energieressourcen und ein großes Potenzial für den Ausbau erneuerbarer Energien. Südamerikas größte Volkswirtschaft produziert bereits heute seine Energie zu mehr als 80 Prozent aus erneuerbaren Quellen- vor allem durch Wasserkraft, Windenergie und Biomasse.

Im Bundesstaat Rio Grande do Norte im Nordosten des Landes, weht garantiert mindestens 8 Monate im Jahr Wind. Aus diesem Grund ist diese Region der größte Windenergie-Lieferant Brasiliens und hat eines der größten Windpotenziale der Welt.

Deutschland könnte künftig bis zu 40 Prozent des Energiebedarfs durch erneuerbare Energien aus Brasilien decken. Aus diesem Grund reisten diese Woche Wirtschaftsminister Habeck und Agrarminister Özdemir gemeinsam mit einer deutschen Wirtschaftselite nach Brasilien. Es gebe „viel zu diskutieren“ über eine gemeinsame Energiekooparation bei Erneuerbaren.

In Rio Grande planen Forscher des SENAI-Instituts für Erneuerbare den Ausbau der Offshore-Windenergie. In den kommenden Jahren sollen Windparks entstehen, die 50  Gigawattstunden Strom produzieren. In ganz Brasilien soll das Offshore-Potenzial bei 700 Gigawattstunden liegen. Das SENAI -Institut wird hierbei bereits seit Jahren von Deutschland unterstützt, beispielsweise von der deutschen Außenhandelskammer und der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit).

Habeck will einen industriellen Aufschwung über den Ausbau der Erneuerbaren erreichen- vor allem bei uns: grünen Wasserstoff. Der grüne Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft und soll in den kommenden 30 Jahren bis zu 15 Prozent des europäischen Energiemixes ausmachen. Das aus Windenergie erzeugte Gas ist zentral für das Erreichen der Pariser Klimaschutzziele. Da die Möglichkeiten der Produktion in Europa stark begrenzt sind, setzt Habeck auf Nordostbrasilien, wo es Wind und Sonne im Überfluss gibt. Habeck hält die Zusammenarbeit mit Brasilien für eine Win-Win-Situation: Brasilien erhält Technologien und Investitionen und könnte somit saubere Energieträger nach Deutschland exportieren. Allerdings gibt es bislang noch keinen großen Markt für grünen Wasserstoff. Außerdem müssten für den Export logistische Fragen geklärt werden. Zudem sollen auch soziale Fragen geklärt werden, es „darf keinen unfairen Energiehandel auf Kosten der Brasilianer geben, wie zur Kolonialzeit“, so Prof. Maureen Santos, von der Katholischen Universität in Rio de Janeiro.

Minister Habeck zeigte sich dennoch optimistisch: Die Aufgaben seien groß, doch der Blick in die Vergangenheit mache Mut. Die Tradition der deutsch-brasilianischen Beziehungen sei menschengemacht- vieles sei möglich.

Russische Gaslieferungen fast kompensiert

Laut Daten der Bundesnetzagentur hat Deutschland den Lieferstopp russischer Gasimporte fast kompensiert, da Norwegen, Belgien und die Niederlande durch deutlich erhöhte Importe die monatlichen Mengen ersetzen.

Deutschland erhielt von 2017 bis Ende Februar 2022 abzüglich der Exporte monatlich im Schnitt 77,0 Terrawattstunden Erdgas. Hiermit wurde sowohl der nationale Verbrauch gedeckt, als auch die Speicher befüllt. Der Nettoimport von September 2022  bis Ende Januar lag, ohne russische Gaslieferung, monatlich bei 72,7 Terrawattstunden.

Durch die neuen LNG-Terminals an den deutschen Küsten, kamen im Januar ca. 4 Terrawattstunden Flüssigerdgas. Laut Bundesnetzagentur verbrauchte Deutschland im Jahr 2021 rund 1000 Terrawattstunden Erdgas.

Norwegen lieferte von 2017 bis Ende Februar 2022 im Schnitt 26 Terrawattstunden Erdgas monatlich an Deutschland. Nach dem Wegfall der russischen Gasimporte lag diese Menge bei 41 Terrawattstunden. Die Nettoimporte aus den Niederlanden stiegen von 2 auf 25 Terrawattstunden. Aus Belgien fliessen monatlich rund 23 Terrawattstunden Erdgas nach Deutschland.

Die Bundesnetzagentur bewertet die Gasversorgung in Deutschland als „stabil“. „Die Versorgungssicherheit ist gewährleistet“, lautete es im täglichen Gaslagebericht. Allerdings gibt die Behörde keine Entwarnung. Die Vorbereitung auf den Winter 2023/2024 sei eine zentrale Herausforderung, daher bleibe ein sparsamer Gasverbrauch wichtig.

Riesiges Pumpspeicherkraftwerk in Portugal

Portugal möchte in wenigen Jahren 80 Prozent seines Stroms aus Erneuerbaren Energien decken. Ein gigantisches Pumpspeicherkraftwerk soll hierbei helfen, wenn die Sonne mal nicht scheint, oder es windstill ist.

Das Werk befindet sich im Norden Portugals: sowohl unten als auch oben befindet sich ein Stausee, die durch fast acht Kilometer Tunnelröhren miteinander verbunden sind. Aus dem unteren Stausee wird das Wasser in den oberen Stausee hochgepumpt, wo es gespeichert wird, um auf Anfrage Ökostrom erzeugen zu können.

Da der Pegel im oberen Teil ständig in Bewegung ist, da er mal fällt, mal steigt, funktioniert er wie eine riesige Batterie: je höher der Pegel, umso mehr Energie ist im System gespeichert. Wenn das portugiesische Stromnetz mehr Energie braucht, wird diese mit dem Wasser aus dem oberen Staubecken erzeugt. An besonders windigen Tagen wird das Wasser aus dem unteren See nach oben gepumpt und dort gespeichert.

Sollten Sonne und Wind komplett ausfallen, könnte mit diesem Staubecken 24 Stunden lang der Strombedarf des Großraums Porto gedeckt werden. Dies entspicht der Speicherkapazität von 1,5 Millionen Haushaltsbatterien oder von 400.000 Batterien für Elektroautos.

Das Besondere des portugiesischen Pumpspeicherkraftwerks ist, dass es zwischen dem Pump- und dem Stromerzeugungsmodus je nach Bedarf auf Abruf umschalten kann, da es komplett an Portugals Stromnetz angebunden ist.

Landschaften voller Pumpspeicherkraftwerke und Stauseen können allerdings nicht überall errichtet werden. Die topografische Lage Portugals mit seinen bergigen Regionen und Hochebenen ist hierfür sehr gut geeignet. Die geografische Lage Portugals macht die Anbindung an die Stromnetze im Ausland, als Beitrag zu einer gesamteuropäischen Lösung der Energiewende allerdings kompliziert.

Ist die Stromversorgung sicher?

Der Anstieg des Strombedarfs in den kommenden Jahren durch immer mehr E-Autos, Wärmepumpen und die Herstellung von Wasserstoff für die Industrie gilt als sicher.

Bundesnetzagentur und Bundesregierung halten jedoch die Stromversorgung mittelfristig -im Zeitraum zwischen 2025 und 2031- für gesichert. Ein entsprechender Bericht der Netzagentur wurde bei der Kabinettssitzung gebilligt.

Eine der Voraussetzungen für die gesicherte Stromversorgung ist, laut diesem Bericht, dass das Ausbautempo der Erneuerbaren Energien verdreifacht wird. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sagte, dass ohne Kernkraft und Kohle nur dann die Stromsicherheit gegeben sei, wenn in den verbleibenden 2020er-Jahren massiv in Erneuerbare Energien, Ersatzkraftwerke und den Ausbau der Stromnetze investiert wird.

Andreas Jung (CDU) sieht das Ausbautempo eher skeptisch. Die Bundesregierung agiere zu viel nach dem Prinzip Hoffnung, zeige aber selbst zu wenig Verlässlichkeit. Man müsse das Vertrauen in energiepolitische Entscheidungen stärken.

Auch der Ministerpräsident von Sachsen, Michael Kretschmer (CDU), warnt davor, jetzt unter Berufung auf den Bericht der Bundesnetzagentur den Kohlekompromiss aufzumachen. Bei der Braunkohleverstromung gebe es keine Notwendigkeit etwas zu tun. Sobald die Netzstabilität durch den Zubau Erneuerbarer Energien gewährleistet sei, könnten diese Kraftwerke vom Netz gehen.

Detlef Fischer vom Verband der Bayerischen Energiewirtschaft stellt fest, dass je früher aus der Kohle ausgestiegen wird, auch früher Alternativen für die Zeiten in denen keine Sonne scheint und kein Wind weht, gebraucht werden. Der frühere Kohleausstieg bedeutet, dass man mehr verflüssigtes Erdgas verstromen muss, welches man importieren müsse, und dadurch neue Abhängigkeiten entstehen.

Tatsache ist, dass der Anteil von Gas bei der Verstromung zunächst steigen wird. Wirtschaftsminister Habeck will deshalb den Bau  grundlastfähiger Kraftwerke fördern. Diese Kraftwerke sollen in einer Übergangsphase mit Gas laufen, gleichzeitig aber die technische Voraussetzung haben, um später mit Wasserstoff betrieben zu werden.

 

Smart Metering in Deutschland

Das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende hat die bestehenden Regeln für das Messwesen im Strom- und Gasbereich grundlegend geändert.

Die Bundesregierung treibt den Einbau intelligenter Stromzähler voran. Im Hinblick auf erneuerbare Energien hält das Bundeswirtschaftsministerium die Digitalisierung für wichtig, da die eingespeisten Mengen starken Schwankungen unterliegen und somit die Stromerzeugung mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien zentraler und volatiler werden. Mit Hilfe der intelligenten Messsysteme soll eine technische Infrastruktur für die Energiewende geschaffen werden. Es könnten beispielsweise variable Stromtarife eingeführt werden, die niedrige Preise bei geringer Stromnachfrage in der Nacht und höhere Preise in Zeiten von hoher Stromnachfrage berücksichtigen. Zudem können dezentrale Stromerzeuger wie Photovoltaik- oder Windkraftanlagen gesteuert werden, um das schwankende Stromnetz stabil zu halten.

In den kommenden Jahren bis 2032 sollen laut Bundeswirtschaftsministerium alle Haushalte mindestens einen digitalen Stromzähler erhalten. Einen gesetzlichen Zwang für Messstellenbetreiber zum Einbau von Smart Metern gibt es für folgende Gruppen:

1. Haushalte mit einem hohen Stromverbrauch über 6000 Kilowattstunden pro Jahr

2. Haushalte mit stromerzeugenden Anlagen (z.B. Photovoltaikanlagen mit einer Nennleistung von mehr als 7 Kilowatt)

3. Haushalte mit einer steuerbaren  Verbrauchseinrichtung ( z.B. einer Wärmepumpe oder einer Nachtspeicherheizung)

Kritik am Einsatz der vernetzten Zähler gibt es z.B. beim Umgang mit persönlichen Daten. Experten der Verbraucherzentrale warnen vor Angriffen durch Personen oder Unternehmen mit kriminellen Absichten, da gespeicherte Messwerte Rückschlüsse auf Alltag und Gewohnheiten zulassen würden – Daten dürften nicht in falsche Hände gelangen.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (bdew) weist darauf hin, dass Datenschutz und Datensicherheit durch den „Privacy by Design“- Ansatz der neuen Technik gewährleistet werden. Dies bedeutet, dass die Technik per Definition nur eingeschränkte Funktionen zulässt. So können Messstellenbetreiber nur Absender und Empfänger von Daten erkennen, ihr Inhalt sei jedoch verschlüsselt. Der Datenschutzstandard sei vergleichbar mit dem Standard von Onlinebanking und dem Chip auf dem Personalausweis.

Holger Schneidewindt von der Verbraucherzentrale ist im Hinblick auf den Nutzen der Smart Meter eher skeptisch. In Italien, Schweden oder den Niederlanden seien die Geräte teils schon seit Jahren verbreitet, die Einsparungen allerdings eher enttäuschend. Er weist auf den Unterschied hin, was Verbraucher nach Aussage des Gesetzgebers davon haben, und was Verbraucher realistischerweise an Vorteilen haben.

 

Sind alle LNG-Terminals notwendig ?

Um die Versorgungssicherheit  Deutschlands zu gewährleisten, treibt die Bundesregierung den Aufbau der Importanlagen für Flüssiggas aktiv voran. Drei schwimmende Terminalschiffe sind bisher in Betrieb. Sie haben eine Importkapazität von jährlich 14 Milliarden Kubikmetern. 2026 sollen insgesamt elf LNG-Terminals betriebsbereit sein.

Vor Beginn des Angriffs auf die Ukraine sorgte Russland für 55 Prozent des Gasbedarfs. Über die Nord-Stream-1 Pipeline wurden rund 55 Milliarden Kubikmeter Gas nach Deutschland geleitet. Experten und Umweltschützer sehen die Größenordnung des Terminal-Aufbaus kritisch. Das New Climate Institute, eine Kölner Denkfabrik zum Thema Energiewende, kam in einer aktuellen Studie zu dem Ergebnis, dass die derzeitig geplanten LNG-Import-Terminals nicht zwingend notwenig seien. Elf dieser Terminals mit einer Gesamtkapazität von ca. 73 Milliarden Kubikmeter pro Jahr, könnten den Import von etwa 50 Prozent mehr Gas ermöglichen, als vor dem Krieg aus Russland bezogen wurde. Deutschland könnte, wenn alle Terminals in Betrieb sind, fast zwei Drittel mehr Erdgas importieren, als derzeit verbraucht wird. Dies würde bedeuten, dass deutlich mehr Kapazitäten aufgebaut werden, als erforderlich sind. Dies seien Fehlinvestitionen, die die Steuerzahler mittragen würden.

Eine Analyse des Climate Action Tracker (CAT) kam ebenfalls zum Ergebnis, dass die Staaten weltweit deutlich mehr LNG-Infrastruktur aufbauen, als notwendig wäre.

Auch das „Handelsblatt“ hatte sich vom Marktforschungsunternehmen Icis ausrechnen lassen, in welchen Fällen LNG-Terminals zum Verlust werden könnten. Beim Versuch die möglichen Verluste zu beziffern hat das Institut errechnet, dass ein LNG-Terminal bei 5 Prozent Marge über zehn Jahre rund 200 Millionen Euro Verlust einfahren würde. Allerdings sind diese Berechnungen sehr unsicher, denn je nach Marge können auch Gewinne möglich sein, bei einem ungünstigeren Szenario aber auch erheblich größere Verluste.

Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hält dagegen die Pläne der Bundesregierung zum Ausbau der LNG-Terminals nicht für überdimensioniert. Die Bundesnetzagentur habe den Ausbau mit allen Kräften unterstützt. Deutschland werde im Sommer die Speicher für den Winter 2023/2024 auffüllen müssen. Dies werde ohne Flüssiggas und zusätzliche Importe nicht gelingen. Man müsse auch für einen Fall vorbereitet sein, dass ein Terminal oder eine Pipeline ausfallen. Desweiteren habe Deutschland eine Transitfunktion für seine Nachbarn, die über keine Küste verfügen.

TransnetBW ruft Südwesten zum Stromsparen auf

Der Stromnetzbetreiber TransnetBW hat die Menschen in Baden-Württemberg  über die eigene App „Stromgedacht“ für Sonntagnachmittag und Abend zum Stromsparen aufgerufen. Ziel war es, die Netzstabilität zu gewährleisten.

Hintergrund dieser Maßnahme war kurioserweise der im Norden herrschende Starkwind. Hierdurch wurde zwar viel Strom durch Windkraft erzeugt und somit fließt viel Energie ins Energienetz. Da allerdings der Ausbau der Stromtrassen im Süden noch hinterherhinkt, war die Menge zu groß für das vorhandene Netz und es drohte eine Überlastung. Es musste „Gegendruck“ im Stromnetz aufgebaut werden. Dieser Vorgang wird Redispatch genannt. Zusätzliche zugeschaltete Kraftwerke pumpen dann eine zusätzliche Energiemenge ins Netz. Wenn Haushalte allerdings gleichzeitig viel Strom verbrauchen, wird wieder Energie entzogen und führt damit dem Ziel entgegen, das Netz mit Energie aufzufüllen.

Um das Energienetz stabil zu halten, musste der Übertragungsnetzbetreiber am Sonntag zusätzlich zur regulären Stromproduktion 740 Megawatt (MW) aus der Schweiz zukaufen. Weitere 800 MW wurden aus Reservekraftwerken bezogen.

Laut Transnet bestand keine Gefahr eines flächendeckenden Stromausfalls, der in Deutschland ohnehin  sehr unwahrscheinlich sei.

 

Spanien unterbreitet EU Vorschläge zur Reform des Strompreises

Angesichts steigender Energiepreise, kündigte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen im August 2022 für Anfang 2023 eine weitreichende Reform des europäischen Strommarktes an.

Jetzt hat Spanien der Europäischen Union einen Vorschlag vorgelegt, der darauf zielt, den Strompreis teilweise vom Gaspreis zu entkoppeln, damit die Verbraucher von den günstigeren Kosten der erneuerbaren Energien profitieren können. Die spanische Ministerin für den  ökologischen Wandel, Teresa Ribera, sagte, dass das aktuelle Konzept des europäischen Strommarktes vor rund 30 Jahren entwickelt wurde. Es sei weder für den steigenden Anteil von Erneuerbaren ausgerichtet, noch für die steigende Volatilität auf den Energiemärkten. Ziel sei es, den Gaspreis vom Strompreis zu entkoppeln. Um dies zu erreichen, soll der Markt in zwei Teile geteilt werden: Zum einen soll nicht mehr der Spotmarkt den Strompreis bestimmen, sondern Terminverträge mit einer längerfristigen Laufzeit. Zum anderen soll ein Kapazitätsmarkt für Energieformen erschafft werden, die auch dann Energie erzeugen, wenn Erneuerbare und Wasserkraft ausfallen, z.B. fossile Energien, wie Kohle und Gas sowie Energiespeicher. Deren Preis soll sich zwar wie bislang am Spotmarkt bilden, aber als Ersatztechnologien nicht mehr den Preis aller übrigen Energieformen bestimmen. Erneuerbare Träger sollen also aus dem Day-Ahead-Markt herausgenommen, und an einem neuen Terminmarkt gehandelt werden.

Madrid teilte mit, man werde in Brüssel eine Verlängerung der ausgehandelten Strompreisdeckelung bis Ende 2024 beantragen, die für Spanien und Portugal bis Ende Mai 2023 befristet war und eine Obergrenze von 45 bis 50 Euro pro Megawattstunde festlegte.

 

Gasumlage heftig umstritten

Die  Gasumlage, die die Bundesregierung Ende Juli verkündet hat, soll Gasversorger unterstützen, die zu hohen Preisen (z.B. am Spotmarkt), Ersatz für ausbleibende, günstigere Gasmengen aus Russland kaufen müssen. Somit soll der deutsche Gasmarkt vor dem Zusammenbruch bewahrt werden. Die Gasumlage beträgt 2,4 Cent je Kilowattstunde und wird ab Oktober für alle Verbraucher erhoben, die mit Gas heizen.

Anspruch auf die Ausgleichszahlungen haben 12 Unternehmen geltend gemacht. Insgesamt belaufen sich die Forderungen auf ca. 34 Milliarden Euro, wobei der Großteil (ca. 90 Prozent) auf die Gasimporteure Uniper, Sefe (ehemals Gazprom Germania), Wingas und VNG entfällt, da sie als „systemrelevant“ für die Versorgungssicherheit in Deutschland gelten. Die verbleibenden 8 Prozent der Umlage entfallen auf die übrigen 8 Unternehmen.

Für den Antrag gab es lediglich drei Kriterien: Die jeweilige Firma muss Erdgas nach Deutschland importieren, unmittelbar von den Lieferausfällen aus Russland betroffen sein und die Verträge vor dem 1. Mai abgeschlossen haben. Somit konnte sich beispielsweise auch der österreichische Versorger OMV beim zuständigen Trading Hub Europe (THE) anmelden, obwohl der Konzern sein operatives Ergebnis im 1. Halbjahr mehr als verdoppelte.

Das Wirtschaftsministerium bestätigte, dass eine „drohende Insolvenz“ nicht zu den Kriterien für die Gasumlage zählt. Es spielt also keine Rolle, ob ein Unternehmen kurz vor der Pleite steht oder Milliardengewinne einfährt. Mittlerweile sorgt dies innerhalb der Ampel-Koalition zunehmend für Unmut. Die FDP fordert strengere Voraussetzungen für Unternehmen, die von der Umlage profitieren wollen. Es sollten nur Unternehmen unterstützt werden, die sich in einer marktgefährdenden  Schieflage befinden. Auch die SPD verlangt von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck,  dafür Sorge zu tragen, dass „Leistungen aus der Gasumlage der wirtschaftlichen Gesamtsituation der Konzerne gerecht werden.“ Die Grüne Jugend lehnt die derzeitige Form der Umlage strikt ab. „Es kann nicht sein, dass die Gesellschaft jetzt die Verluste tragen soll, während viele Unternehmen in der Krise Übergewinne gemacht haben“, so die Bundessprecherin Sarah Lee-Heinrich.

Zuerst hatte die Union angekündigt, die geplante Gasumlage  per Bundesantrag stoppen zu wollen. Ohnehin halten auch Verfassungsrechtler die Umlage für rechtswidrig, weil sie in bestehende Verträge eingreift und auch Unternehmen eine staatliche Zuwendung erhalten, die nicht existenziell gefährdet sind.

Gas- Notfallplan der EU-Kommission tritt in Kraft

Seit Mitternacht ist der EU-Gas-Notfallplan in Kraft getreten, der auf einen möglichen Stopp russischer Erdgaslieferungen vorbereiten soll. Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind ab jetzt dazu angehalten ihren Gasverbrauch von Anfang August bis März 2023 um 15 Prozent zu senken, allerdings freiwillig. Die EU hofft, den Gasverbrauch der EU um insgesamt 45 Milliarden Kubikmeter zu reduzieren.

Für DEUTSCHLAND bedeutet dies, dass rund 10 Milliarden Kubikmeter Gas eingespart werden müssten, d.h. jeder Haushalt müsste rund 12 Prozent seines Gasverbrauchs sparen. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen z.B. in Reserve gehaltenen Steinkohlekraftwerke wieder Strom produzieren, weitere, auch Braunkohlekraftwerke, sollen folgen. Abgesehen von Privathaushalten, soll auch der Energieverbrauch in öffentlichen Gebäuden verringert werden. Beispielsweise sollen nur sporadisch genutzte Bereiche wie Flure oder Foyers nicht mehr beheizt werden, oder öffentliche Gebäude und Sehenswürdigkeiten nachts nicht mehr angstrahlt werden.

In ITALIEN hat die Regierung beschlossen, dass die zulässige Temperatur in öffentlichen Gebäuden um ein Grad gesenkt wird: auf 19 Grad, allerdings mit zwei Grad Toleranz.

ÖSTERREICHS Gasspeicher sind im Moment gut gefüllt, aber man bereitet sich auf den Ernstfall vor. Eine ‚Erdgaslenkungsverordnung‘ soll Industrie und die Energieversorger dazu bringen, so schnell wie möglich  auf Öl, Kohle oder erneuerbare Energiequellen umzusteigen. Die Kosten für die Umrüstung trägt der Staat, die Emmissionsgrenzwerte werden nicht ganz so genau betrachtet.

FRANKREICH hat zum Ziel in zwei Jahren 10 Prozent Energie zu sparen, wobei staatliche Behörden ein Vorbild sein sollen: weniger Leuchtreklame, heizen nur bei unter 19 Grad Außentemperatur, kühlen nur bei über 26 Grad. Zur Not will die Regierung Gaskraftwerke beschlagnahmen, um systemrelevante Betriebe zu versorgen. Bis Anfang November sollen die strategischen Gasreserven zu 100 Prozent aufgefüllt werden.

 

Diese Website verwendet Cookies

Wir erfassen Informationen über Sie zur statistischen Analyse der Website, um die Nutzung der Seite für Sie zu verbessern. Dabei verwenden wir eigene Cookies und Cookies von Drittanbietern.

Ablehnen Akzeptieren