Brasilien verfügt aufgrund guter klimatischer und geographischer Voraussetzungen über enorme Energieressourcen und ein großes Potenzial für den Ausbau erneuerbarer Energien. Südamerikas größte Volkswirtschaft produziert bereits heute seine Energie zu mehr als 80 Prozent aus erneuerbaren Quellen- vor allem durch Wasserkraft, Windenergie und Biomasse.
Im Bundesstaat Rio Grande do Norte im Nordosten des Landes, weht garantiert mindestens 8 Monate im Jahr Wind. Aus diesem Grund ist diese Region der größte Windenergie-Lieferant Brasiliens und hat eines der größten Windpotenziale der Welt.
Deutschland könnte künftig bis zu 40 Prozent des Energiebedarfs durch erneuerbare Energien aus Brasilien decken. Aus diesem Grund reisten diese Woche Wirtschaftsminister Habeck und Agrarminister Özdemir gemeinsam mit einer deutschen Wirtschaftselite nach Brasilien. Es gebe „viel zu diskutieren“ über eine gemeinsame Energiekooparation bei Erneuerbaren.
In Rio Grande planen Forscher des SENAI-Instituts für Erneuerbare den Ausbau der Offshore-Windenergie. In den kommenden Jahren sollen Windparks entstehen, die 50 Gigawattstunden Strom produzieren. In ganz Brasilien soll das Offshore-Potenzial bei 700 Gigawattstunden liegen. Das SENAI -Institut wird hierbei bereits seit Jahren von Deutschland unterstützt, beispielsweise von der deutschen Außenhandelskammer und der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit).
Habeck will einen industriellen Aufschwung über den Ausbau der Erneuerbaren erreichen- vor allem bei uns: grünen Wasserstoff. Der grüne Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft und soll in den kommenden 30 Jahren bis zu 15 Prozent des europäischen Energiemixes ausmachen. Das aus Windenergie erzeugte Gas ist zentral für das Erreichen der Pariser Klimaschutzziele. Da die Möglichkeiten der Produktion in Europa stark begrenzt sind, setzt Habeck auf Nordostbrasilien, wo es Wind und Sonne im Überfluss gibt. Habeck hält die Zusammenarbeit mit Brasilien für eine Win-Win-Situation: Brasilien erhält Technologien und Investitionen und könnte somit saubere Energieträger nach Deutschland exportieren. Allerdings gibt es bislang noch keinen großen Markt für grünen Wasserstoff. Außerdem müssten für den Export logistische Fragen geklärt werden. Zudem sollen auch soziale Fragen geklärt werden, es „darf keinen unfairen Energiehandel auf Kosten der Brasilianer geben, wie zur Kolonialzeit“, so Prof. Maureen Santos, von der Katholischen Universität in Rio de Janeiro.
Minister Habeck zeigte sich dennoch optimistisch: Die Aufgaben seien groß, doch der Blick in die Vergangenheit mache Mut. Die Tradition der deutsch-brasilianischen Beziehungen sei menschengemacht- vieles sei möglich.